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Geschichte des Drum & Bass

:eine Kultur, die Anfang der neunziger Jahre in England entstand und vornehmlich von sozialen Randgruppen getragen wurde, nun jedoch Ausdruck für schnelles, individuelles und kreativ urbanes Leben ist

In den Vorstädten englischer Metropolen, allen voran Londons, entwickelte sich diese Musik, durch die vielfältigen kulturellen Einflüsse von Immigranten. Vor allem schwarze Produzenten im Großraum London schufen einen Musikstil, mit dem sie ihr Erleben des urbanen Jungels desillusioniert in Klang und Rhythmus gossen. Spätestens ab 1992 war Jungle eine Kultur der Geschwindigkeit. Im Gegensatz zum Techno und House entstand eine, durch Brechung der monotonen Bassläufe gekennzeichnete, Spielart elektronischer Musik.

Diese Änderung liegt in der Entstehung dieses Genres begründet. Aus der Verschmelzung von instrumentalem Reggea mit Spielarten elektronischer Musik wie Techno und House entwickelte sich der sog. Jungle, die Vorform des Drum&Bass. Spätestens mit dem 94er Notting Hill Carnival in London wurde deutlich, dass sich mit Jungleism (Jungle) als „schwarz“ dominierte Rave Culture, in Verbindung mit Dancehall, ein autark funktionierendes subkulturelles Network aufgebaut hatte. Mit der stetig anwachsenden Zahl der Piratensender in London und dem Entstehen neuer Clubs und Labels, war die Basis dieser neuer Musikform geschaffen. Wichtige Labels aus dieser Zeit sind Mendoza, Reinforced, Moving Shadow und das von LTJ Bukem gegründete Label Good Looking Records.

Künstler wie Goldie, LTJ Bukem oder Photek fanden schnell weltweite Verbreitung.

Durch stetig neue Einflüsse etwa aus der US amerikanischen Technoszene oder dem Reggae, bis hin zur sehr prägenden Übernahme brasilianischer Rhythmik, erweiterte sich das Spektrum dieser Musik beträchtlich. Zentrum dieser Entwicklung waren und sind Städte wie London, New York und Rio de Janeiro.

In ihrer Geschwindigkeit und ihrem Abwechslungsreichtum trifft Drum&Bass genau den Puls und das Lebensgefühl insbesondere Jugendlicher der heutigen Zeit. Künstler/innen wie Goldie (UK), LTJ Bukem (UK), Kemistry&Storm (UK), Photek (USA) genossen schon Kultstatus lange bevor sich auch die Werbewelt, mit ihrem Versprechen nach ewiger Jugend und Flexibilität, dieser Musik bediente. Neben immer häufigeren Lifeauftritten (prominentes Beispiel: London Electricity ) dominiert noch immer die Performance als DJ. Unterstützt wird dieser meist durch MCs mit einer Abwandlung des Rap. In jüngster Zeit treten zudem Videoprojektionen immer deutlicher in Erscheinung und runden die Tanzveranstaltungen zudem noch visuell ab.

In Leipzig wie auch in vielen anderen Städten in Deutschland entstand eine eigene Szene. Die Protagonisten sind zumeist DJs und MCs, welche in dieser Art Musik ihr Lebensgefühl ausgedrückt sehen. Als eigenständiges Genre verweilt Drum'n'Bass damit weiterhin ganz an der Spitze der technischen und produktionsbezogenen Innovation. Die ständige Dynamik der Musik und der Szene selbst sichert dabei Ihre Langlebigkeit und Beständigkeit.

 

+ Subsparten des Drum&Bass:

++ Hardcore / Happy Hardcore:

Eine Techno-Derivat, dass in den urbanen unteren sozialen Schichten Englands (speziell London) Ende der 80er,Anfang der 90er Jahre angesagt war und sich durch wiederholende, ge-pitchte Breakbeats sowie kantige, ungeschliffene Basslines auszeichnete. Der mehr rave-orientierte Begriff 'Happy Hardcore' zeigt noch deutlicher, dass die Wurzel der Musik im Acid-House lagen: wimmernde, diven-artige Gesangspassagen, upbeat Piano-Parts und Synthie-Basslines in enger Anlehnung an die aufdringlichen Hardcore-Rhythmen.
Artists: Acen, 2 Bad Mice, SL2

++ Ragga Jungle:

Ragga Jungle war eine der frühesten und weit verbreiteten Form von Drum'n'Bass, die sich von den Klischees des Hardcore Techno abhob und in den Straßen der Großstädte viele Anhänger (darunter zahlreiche Jugendliche afrikanischer und karibikanischer Abstammung) fand. Ragga Jungle zeichnet sich durch folgende Merkmale aus: schnelle, komplexe Beat-Strukturen, tiefe, knackige Bässe und den Einsatz von Soundsystem-typischen MC Vocals (MC=Master of Ceremony), die von alten Reggae-, Ragga- oder Dancehall-Platten ge-sampled wurden. Ragga zeigt die Verbindung zu Jungle auch durch das Einbringen von in Afrika oder der Karibik typischer Rhythmus-Muster.
Artists: 2 Bad Mice, Rude Bwoy Monty, Shy FX, Amazon II, Congo Natty Artists

++ Hardstep / Jump-Up:

Eine einfachere und geschmeidigere Abwandlung von Hardcore und Ragga, die die Härte und rhythmische Komplexität beibehält, aber auf den exzessiven Einsatz von Ragga- und 'Rude Bwoy'-Samples verzichtet. Hardstep zeichnet sich auch durch progressivere, variantenreichere Drum-Patterns, musikalischere Momente und melodischere Bässe aus. Obwohl es geringe Verschiedenheiten zwischen Hardstep und Jump-Up gibt (Jump-Up hat einen etwas leichten, frischeren und dynamischeren Touch), werden beide Begriffe weitgehend gleich verwendet.
Artists: Ray Keith, DJ SS, Dillinja, DJ Zinc, Shy FX

++ Darkside:

Eine tiefer gehender und mehr 'pessimistischer' Style von Hardcore, der sich von dem immer präsenten Rave-mainstream (bei dem es Anfang der 90er kaum musikalische Innovationen gab) loslöste. Producer des Darkside Styles nahmen die 'hellen' Melodien und ge-pitchten Samples aus dem Hardcore und ersetzten sie durch wummernd tiefe Bässe und teilweise recht schräg melodische Passagen, die eher an Detroit Techno als an Happy Hardcore erinnern. Darkside war auch die Brücke vom frühen Hardcore hin zum anspruchsvollerem Hardstep und experimentellerem Drum'n'Bass von DJ SS, Solo, Source Direct und den Metalheadz Artists.

++ Techstep:

In der Beat-Struktur und Struktur der Tracks ist Techstep mit Hardstep gleichzusetzen. Den Unterschied macht der Einsatz von techno-typischen Elementen, wie Bleeps, treibenden Synthie-Sounds und fetten, abgedrehten Basslines. Nach den softeren Klängen der ersten Jungle-Welle mit all ihrer Popularität (Verträge mit Major Labels, internationalen Touren, etc.), rückte der mächtige, dunkle und tiefe Techstep-Sound mehr in den Vordergrund und brachte eine sehr aktive, interessante und experimentelle Variante von Jungle an den Tag. Führende Labels waren Emotif, No U-Turn, Penny Black und S.O.U.R.. Eine guter Wegweise (und Namensgeber) war die auf Emotif erschienen Compilation 'Techsteppin''.
Artists: Ed Rush, Nico, Fierce, Shapeshifter, Solo

++ Ambient / Intelligent:

Der Begriff wurde zuerst genutzt um Drum'n'Bass Styles zu definieren, die viele atmosphärische und stimmungsvolle Elemente beinhalteten. Später wurde der Term eingesetzt, um sich bewusst vom 'simplen' Hardcore mit wiederholenden Loops, relativ anspruchlosem Rhythmus-Programmierungen und den süßlichen, pop-orientierten Melodie-Texturen zu distanzieren. Diese 'Gegenbewegung' zeichnete sich entsprechend durch softere, jazzigere und ruhigere Ambient-Sounds aus und rückte als erstes Subgenre davon ab seine Wurzeln im Underground zu sehen. Der Sound wurde äußerst populär und fand eine große Hörerschaft und viel Anhänger.
Artists: LTJ Bukem, T Power, Omni Trio, Source Direct, Blu Marten, Photek, 4Hero, Dave Wallace

contact: get connected, c/o Conne Island, Koburger Str. 3, 04277 Leipzig

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